Grundlagen der Plakatgestaltung: Raster, Komposition, Maßstab, Stil
Wie ein Plakat entsteht, das man auf den ersten Blick versteht.
Warum ein Plakat ein Raster braucht
Ein Plakat wird in einer Sekunde bewertet: Entweder die Botschaft ist klar, oder man läuft weiter. Das Raster hilft, diese Sekunde zu steuern. Es muss nicht sichtbar sein, hält aber die gesamte Komposition zusammen.
- ordnet die Elemente auf der Fläche;
- schafft Rhythmus und eine klare Struktur;
- macht Text und Bild auf den ersten Blick lesbar;
- bietet eine Grundlage für Massstab und Hierarchie.
Rastertypen
Horizontales Raster
- basiert auf Reihen, die das Plakat horizontal gliedern;
- eignet sich für grosse Überschriften und Textblöcke;
- funktioniert gut bei Kultur‑, Bildungs‑ und Informationsplakaten.
Vertikales Raster
- klassische Spaltenstruktur;
- der am häufigsten verwendete Raster im Plakat‑ und Editorial‑Design;
- hilft, Titel, Copy, Logos, Datum und Ort sauber auszurichten.
Diagonales Raster
- bringt Bewegung und Richtung in die Fläche;
- passt zu Musik‑, Sport‑ und experimentellen Veranstaltungen;
- erzeugt Energie, selbst wenn die Grafik sehr reduziert ist.
Radiales / Kreisraster
- bündelt die Aufmerksamkeit in der Mitte;
- eignet sich für Festivals, grosse Events und abstrakte Themen;
- zieht den Blick automatisch zu einem zentralen Element.
Massstab und Komposition
Damit ein Plakat funktioniert, brauchen die Elemente unterschiedliches Gewicht. Man kann in drei Ebenen denken.
- Dominante – das wichtigste Element (Wort, Zahl, Bild), das man aus der Distanz erkennt.
- Zweite Ebene – liefert Kontext: Unterzeile, kurze Erklärung, Slogan.
- Dritte Ebene – Serviceinformationen: Datum, Ort, Kontakt, Partner‑Logos.
Grundregel: eine klare Dominante und zwei untergeordnete Ebenen. Gibt es mehrere Dominanten, verliert der Betrachter den Fokus.
Farbe im Plakatdesign
Farbe steuert Stimmung und Struktur. Sie sollte die Botschaft unterstützen – nicht mit ihr konkurrieren.
- kräftige Farben – Energie, Lautstärke, starker Akzent;
- Pastelltöne – Leichtigkeit, Ruhe, Distanz;
- hoher Kontrast – Aufmerksamkeit, ein klarer, zeitgenössischer Eindruck;
- geringer Kontrast – Zurückhaltung, Weichheit;
- Farbkontrast + Grössenkontrast = maximale Auffälligkeit.
Aktuelle Plakatstile
- Neobrutalismus – grobe Linien, schwere Schrift, wenig Dekor, rohe Formen.
- Neo Swiss – strenges Raster, Minimalismus, viel Weissraum, Typografie im Zentrum.
- Y2K – Glanz, Metallic‑Effekte, Verläufe, Rosa‑/Violett‑Highlights und 2000er‑Nostalgie.
- Maximalismus – viele Schichten, Texturen und laute Farben, kontrollierter visueller Lärm.
- Glitch – digitale Artefakte, Verzerrungen, Verschiebungen, Gefühl eines gestörten Signals.
Stil erkennen und bewusst einsetzen
Statt Trends blind zu kopieren, lohnt es sich, ein paar Fragen zu stellen:
- Welche Rolle spielt das Raster – leise Unterstützung oder sichtbare Struktur?
- Was dominiert: Wort, Form oder Bild?
- Wie arbeitet die Farbe mit der Botschaft – verstärkt oder stört sie?
- Welchem der aktuellen Stile kommt dieses Plakat am nächsten – und warum?
Wer versteht, wie Raster, Hierarchie, Massstab, Farbe und Stil zusammenwirken, kann Regeln gezielt biegen oder brechen. Genau dort beginnt das eigenständige, lebendige Plakat.
Tipp: Mit ← → wechseln, Leertaste für Play/Pause. Auf dem Handy – einfach wischen. Die Präsentationsfolien sind auf Ukrainisch.